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Licht aus, Spot an: Frankfurter Buchmesse 2011

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Wie immer war die Buchmesse zu viel und zu wenig. Noch mitten im Jetlag schlage ich im Büro auf und versuche die vergangenen Tage zu fassen. Hunderte von Gesichtern flitzen an meinem inneren Auge vorbei, Satz- und Wörterfetzen huschen durchs Hirn, das fleischliche Selbst bittet demütig um Nachsicht und noch etwas Erholung. Zumal kurz vor der Buchmesse noch das fabelhafte stARTcamp Köln war …

Vorm Haupteingang der Buchmesse. Licht aus, Spot an: Im Web läuft die Verarbeitung der Buchmesse auf Hochtouren: Manch tapferer Mensch wie die goldlockige „Piepmama“ Sandra Vogel bloggte schon während der Messe (wann machst Du das nur, Sandra?). Es wurde munter mit dem Hashtag #fbm11 getwittert, mehr als 2010, so mein Eindruck. Ein großes Lob und ein tiefer Knicks vor dem grandiosen Blogger-Team der Buchmesse, die mit Unterstützung von Gastbloggern wie Wenke Richter, Gerhard Schröder oder Dorothea Martin mit vielen, lesenswerten Beiträgen zu ihren Spezialthemen glänzten. Eine richtig gute Idee von Frank Krings und seinen Mitstreitern.

Das ein oder andere #hach entrang sich meiner Brust bei der Nachlese meines #plattensammlungs-Bruders im Geiste, Steffen Meier , mit dem zusammen ich eine lustige Podiumsdiskussion in nahverkehrsbedingt unfreiwilliger Abwesenheit unseres Moderators zum Thema Social Cooking bestritt. Wie auch bei den Beiträgen von Steffi Leo aka @buecherkinder (unsere Königin der Herzen und Prinzessin Steffifee), Häkelschwein-Hüterin Regina aka marypoppins2608 und Mundart-Dichter Mikel aka @kurzdielyrik. Minütlich ploppen neue Beiträge, Fotos und Tweets zur Buchmesse auf und es ist ein genüssliches Schwelgen.

Im Anfang war …

… ein wunderbar zischendes Kaltgetränk. Mein Wohnort Köln lässt rasch den Trugschluss zu, ich neige jenem Getränk namens Kölsch zu. Ich verweise jedoch gern darauf, dass ich im Sauerland mit Pils und Korn aufwuchs. Weshalb mein Herz eher für die untergärigen Lagerbiere schlägt, denn für die obergärigen. Nichtsdestotrotz bietet der Buchmarkt-Empfang am Dienstagabend inmitten des Aufbau-Trubels den perfekten Einstieg in die Buchmesse – und auch das Altbier, gezapft vom Sohn des Hauses höchstpersönlich, schmeckte vorzüglich. Einem geschenkten Gaul … ohnehin … ihr wisst schon. Gute Gesellschaft und großes Hallo taten ein übriges.

Mit Holger Ehling. (c) Anja Lösch

Bei diesem Anlass erhielt ich ein Buchpaket aus den Händen „meines“ Verlegers Klaus Bramann, liebevollst umschleift von der Gattin. Inhalt waren Belegexemplare eines Gemeinschaftsprodukts mit Steffen Meier, Ruth Schöllhammer, Peter Schmid-Mail und meiner Kleinigkeit unter der Obhut unseres Gemeindevorstehers und Herausgebers Holger Ehling: Social Media für die Verlagspraxis.


Twittwoch und die Kunst der Improvisation

Gemeinsam mit Sascha Hüsing vom Twittwoch Rhein-Main habe ich den 1. Twittwoch auf der Frankfurter Buchmesse organisiert. Großer Dank an Sascha! War spitzenmässige und immer auch lustige Teamarbeit mit Dir! Großer Dank auch an die Buchmesse und das prima HotSpot-Team um Michael Kirchner herum, dass wir den HotSpot Digital Relations in Halle 6.1. für drei Stunden rocken durften.

Ein Blick vom Rand.

Der HotSpot lag etwas abenteuerlich: An Halle 4 vorbei, mit der Rolltreppe über Storydrive schweben, durch Asien hindurch und kurz hinter Singapur am HotSpot landen. Dennoch fanden etwa 500 interessierte Menschen den Weg zum Twittwoch und konnten den zwölf vortragenden, lesenden und diskutierenden Delinquenten zujubeln, die wir für diese Premiere verhaften konnten.

Zwischendurch war Improvisation gefragt und ganz barcamp-like haben wir Freiwillige aus dem Publikum auf die Bühne geholt. Näheres dazu wie auch die Dokumentation der einzelnen Sessions. Präsentationsfolien, Fotos, Videos und die unzähligen Interviews, die Sascha und ich während der Buchmesse führten, sammeln wir in den nächsten Tagen auf der Website des Twittwochs Rhein-Main. Mir hat es einen Riesenspaß gemacht und meiner Meinung nach sollte der Twittwoch auf der Buchmesse eine Tradition werden!

Soziale Netzwerke gewinnbringend für Autoren nutzen“

So lautete der Titel einer Veranstaltung von Pearson Deutschland GmbH, Frankfurt Academy und TOC. schwungvoll organisiert von Pia Kleine-Wieskamp und ihrer Kollegin Bianca Herzog von Addison-Wesley. Web-Evangelist Thomas Pfeiffer und ich trafen mit unseren Vorträgen und den anschließenden Gesprächen bei Speis & Trank auf interessierte, aufbruchswillige Autoren. Auch einige „alte Hasen“ aus Verlagen waren dort, die ihre Autoren ins Social Web begleiten. Die Folien werden noch auf Slideshare veröffentlicht.

Social Cooking und miteinander versponnene Büchermenschen

Ein großer Spaß waren die Podiumsdiskussionen. Ursprünglich war ich für eine bestellt: Kochbuchmarketing in Social Media – taufte das kurzerhand in Social Cooking um, wie soll man das sonst nur twittern? Bitte künftig kürzere Veranstaltungsnamen. Ich helfe gern. He he.

Durch Ausfälle von anderen Menschen bin ich kurzerhand auf einem Podium zum Thema „Buchbranche vernetzt“ mit Eliane Wurzer (neobooks) und Maximilian Schenk (VZ-Netzwerke) unter Moderation von Tobias Arns (BITKOM) gelandet. Das war eine nette Runde, gut besucht und besonders spannend durch eine Abordnung von jungen Lesern, die allein die ersten zwei Reihen füllten. Daraus ergaben sich am Ende gute Fragen aus dem Publikum, zu denen ich aber einen eigenen Blogbeitrag machen werde.

Ein beglückender Notfalleinsatz

Kurz bevor ich am Samstag in den Zug gen Heimat fiel, erreichte mich ein Telefonanruf von Holger Ehling. Unwägbarkeiten im Nahverkehr ließen ein Podium verwaisen und ein Notnagel wurde gesucht. Experimenten nicht abgeneigt, das Thema nur halb mitbekommen, aber im Vertrauen auf Holger, dass das schon nichts Schlimmes sein kann, joggte ich in Halle 5 zum Café Weltempfang und sprang nahezu pünktlich zu den einleitenden Worten von Holger auf die Bühne. Wo ich mich alsbald in einer munteren, kleinen Runde mit Bernd Zabel vom Goethe-Institut über „Social Media und der Dialog der Kulturen“ fand. Das hat außerordentlich Spaß gemacht und ich hielt ein flammendes Plädoyer für Twitter, das Spiel mit und der Liebe zur Sprache im Social Web. Auch die Wortweide durfte als Beispiel dienen. Doch zur Wortweide auf der Buchmesse gibt’s demnächst einen eigenen Beitrag.

Bis heute frage ich mich, wie die Dolmetscherinnen in Halle 5 wohl #einbuchstabedanebentiere in fremde Zungen übersetzt haben … Ich sah sie in ihren Kabinen wild gestikulieren.

Kaum Bücher, aber umso mehr Menschen, Begegnungen und Gespräche

Wieder saß ich im Zug gen Heimat und stellte fest, dass ich so gut wie kein Buch in der Hand hatte. Ich spreche eben lieber mit Menschen als mit Büchern. Daher rücken die Bücher für mich während der Buchmesse in den Hintergrund. Mit Büchern bin ich lieber still und privat und für mich. Trotzdem schade. Gut, dass ich aber noch rasch meine Bestellung (Rothfuss 2, Tad Williams’ Shadowmarch 4) bei Klett-Cotta auf den Weg brachte, beim verehrten Verlag Hermann Schmidt kräftig Bücher einatmete und das berückend schöne Verlagsverzeichnis abstaubte.

Der hungernde Messe-Mayer wird umcirzt. (c) Dorothea Martin / @Domarts via Flickr

Beinahe täglicher Fixpunkt waren die mittäglichen Twittagessen. Vielmehr Speed-Datings, bei denen man sich mit rascher, aber herzlicher Umarmung der Physis von Menschen versicherte, die man ansonsten nur im Internet trifft. Hinzugelockt hatte ich den Messe-Mayer, der die weltbeste Kolumne über die Buchmesse schreibt, um ihn hinterlistig zum Twittern zu verführen. Ich lasse nicht locker, Herr Mayer! Wir kriegen sie alle. Har har! Jedoch, er hat recht: Twittagessen ohne Mittagessen ist einfach doof. Da lassen wir uns etwas einfallen. Ich schlage vor, im nächsten Jahr die Gourmet Gallery zu stürmen und ein Social Cooking „in echt“ zu veranstalten.

Interview mit Christoph Müller-Girod.

Bereichernd, erfreulich und mitunter vielleicht der Grundstein für künftige Gespräche waren die Begegnungen mit Christoph Müller-Girod aka @schwarzesgold, der noch ein spaßiges Interview mit Holger Ehling und mir machte, Wörtererfinder Sascha Lobo (endlich auch mal live & in Farbe, wenn auch viel zu kurz), Ranga Yogeshwar, der sich überraschend entspannt von mir die abstrusesten Fragen stellen ließ und – immerhin telefonisch – Jens Best. Königskindergleich besuchen wir zwar regelmäßig die gleichen Veranstaltungen oder Orte, verpassen uns aber nicht minder regelmäßig um Haaresbreite. Wir schaffen das, Jens!

Drei Menschen, die immer wieder meine Wege kreuzten – was gar nicht schlimm war:

1. Carsten Tergast. Niemand traf ich so häufig. Zumindest an den Tagen, an denen der Herr zugegen war. Das war doch Absicht, Carsten!
2. Dorothee Junck. Inhaberin meiner Lieblingsbuchhandlung in Köln und seit einer Weile munter bei Facebook unterwegs. Schön, dass wir uns seitdem auch offline immer wieder über den Weg laufen! Demnächst dann auch verabredet beim französischen Frühstück.
3. Holger Ehling. Die Abstimmung erfolgte zuletzt sogar ganz ohne Telefon oder Twitter. Faszinierend.

Eine besondere Erwähnung wie immer an die charmanten Herren Wirth & Horn, bei denen ich seit Jahren erschöpft auf das rote Sofa sinken darf. Man reicht mir warme Getränke und etwas zu essen. Gute Gespräche gibt es dazu, weil auch andere Onliner diese Vorzüge zu schätzen wissen.

Eine Liebeserklärung an die Rasselbande

Leute, ohne Euch wäre diese Welt einfach nicht dasselbe! Schon gar nicht die Buchmesse. Ihr seid Rock’n Roll, Muppets live, Flausch, wärmende Wolldecke für Herz und Seele, Zufluchtsorte inmitten der Menschen- und Büchermassen. Namen lasse ich hier außen vor – Ihr wisst selbst am besten, wen ich hier meine ;-).


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